Zu Gast bei Frida Kahlo

  • Becker-Joest-Volk
  • Erschienen: März 2023
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Zu Gast bei Frida Kahlo
Zu Gast bei Frida Kahlo
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Carola Krauße-Reim
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Kochbuch-Couch Rezension vonMai 2023

Praktikabilität

Grundlegende Zutaten sind bei uns kaum zu erhalten

Ausstattung

Wunderschönes Layout mit herrlichen Foto der Gerichte und den kräftigen Farben Mexikos, die sich auch in der Präsentation der Rezepte niederschlagen.

Frida Kahlo dient nur als Aufhänger

Frida Kahlo begeistert weltweit mit ihren volkstümlich surrealistischen Bildern. In ihnen spiegeln sich ihr tragisches Leben und ihre nicht ganz unproblematische Ehe mit Diego Rivera wider. Ein großes Anliegen war ihr das präkolumbianische Erbe Mexikos zu erhalten. Sie kleidete sich in volkstümlicher Weise, schmückte ihr Haar mit Blumen und richtete ihr Heim, „La Casa Azul“, in Mexiko-Stadt traditionell ein. Ihre Küche erstrahlt noch heute in warmen Gelb und zeigt noch immer die Gerätschaften und die Einrichtung, wie zu Zeiten Frida Kahlos. Selbst gekocht hat sie wohl nur sehr selten. Zwei Köchinnen erledigten das nach ihren Vorgaben und die waren häufig Gerichte aus dem Repertoire der ursprünglichen mexikanischen Küche, bevor diese den Vorlieben der Europäer angepasst wurde. Nachdem die traditionelle mexikanische Küche 2010 von der UNESCO auch noch zum immateriellen Kulturerbe gekürt wurde, eröffnete sich der mexikanisch stämmigen Köchin Gabriela Castellanos die Möglichkeit beides in einem Kochbuch zu verbinden – die traditionelle Küche und die bekannteste Künstlerin ihres Heimatlandes

Ein Kochbuch nicht nur für Kunstbegeisterte

In einem sehr ausführlichen Vorwort stellt Gabriela Castellanos Frida Kahlo vor. Das ist auch für Kenner der Künstlerin schön zu lesen, zeigt doch die Autorin Seiten von ihr, die nur selten Erwähnung finden. Etwa Frida Kahlo als Gastgeberin oder die Einrichtung ihrer Küche. Außerdem wird Generelles in Verbindung mit Frida Kahlo gebracht, wie die typischen Speisen an den verschiedenen Feiertagen oder die Etikette bei Tisch. Allerdings muss man sich fragen, wie Castellano an die Informationen zu den gebräuchlichen Gerichten im Hause Kahlo/Rivera kam, denn außer einem Kochbuch der Mutter und ganz wenigen aufgeschriebenen Rezepten gibt es eigentlich keine Quellen. Da drängt sich der Gedanke auf, dass Frida Kahlo als bekanntes Gesicht des volkstümlichen Mexiko herhalten muss, um ein weiteres Kochbuch der schon so oft bemühten Mexikanischen Küche zu bewerben.

Tatsächlich traditionell?

Gabriela Castellano behauptet, dass die meisten als „mexikanisch“ angesehenen Gerichte dem europäischen Geschmack angepasst sind. Daher will sie uns die wirkliche Küche Mexikos, die präkolumbianische, näher bringen. Doch wenn man die Rezepte durchsieht, kann man davon kaum etwas merken. Es werden Tortillas, Taccos und Tosdadas in ganz unterschiedlichen Varianten vorgestellt; die Salate, Suppen, die Nachspeisen und auch die Getränke und das übliche mexikanische Frühstück kann man so auch in anderen Kochbüchern finden. Lediglich die teilweise Diversität der Zutaten und die Moles, manche mit Schokolade verfeinert, könnten Neuland sein.

Teilweise problematische Zutaten

Die Authentizität der Rezepte ist jedenfalls nicht anzuzweifeln. Allein schon die unglaublich vielen unterschiedlichen Chilisorten zeugen davon. Auch so manch andere typisch mexikanische Zutat, wie die Blattsprossen des Feigenkaktus oder in einen Block gepresste Schweinegrieben können verlangt werden. Doch hier steckt auch die Schwierigkeit, denn diese und einige andere Zutaten dürften bei uns nur selten zu erhalten sein. Natürlich gibt es auch noch die Online-Bestellung, doch spontan ist das Kochen dann nicht mehr möglich.

Tolles Layout macht Appetit

Das Buch ist in den kräftigen Farben Mexikos gehalten, selbst die Rezepte werden in unterschiedlichen Tönen präsentiert. Sehr schön ist die bunte Hervorhebung der Zutaten im Fließtext der Anleitung, die blauen Überschriften der Zutatenliste, des eventuellen Tipps zur Zubereitung oder zu Alternativen und des Serviertipps. Letzterer gibt Beilagen oder zusätzliche Salsa an. Die Bemerkung ob ein Gericht laktosefrei, vegan, glutenfrei oder ohne raffinierten Zucker auskommt, geht allerdings trotz roter Schrift fast unter. Wunderbar sind auch die Fotos, die zu jedem Rezept gehören und die Lebensfreude der Mexikaner genauso vermitteln, wie sie das Gericht zeigen. Überhaupt zeugt das ganze Buch von der Liebe der Autorin zu Mexiko, auch wenn sie jetzt in ihrem eigenen Restaurant „El Catrín“ in Genf kocht.

Fridas Lieblingsessen

Laut Autorin gehörte „Pollo con mole poblano“ zu den Lieblingsessen von Frida Kahlo. Sofort war klar, dass wir dieses Gericht mit der dunklen Soße ausprobieren mussten. Leider konnten wir nur eine Chilisorte verwenden und nicht, wie gefordert, vier unterschiedliche und auch die Tortillas aus nixtamalisiertem Mehl mussten durch solche aus normalem Maismehl ersetzt werden, doch hat es uns auch so geschmeckt. Der leicht scharf-würzige Schokoladengeschmack der Mole hat wunderbar zu dem mit Sesam bestreuten Hühnchen, dem Reis und den unvermeidlichen Tortillas gepasst. Gut ist, dass die Zubereitungszeit bei jedem Rezept erwähnt wird, denn die Mole braucht fast eine Stunde bis sie fertig ist. Als Nachspeise haben wir uns den „Flan Napolitano“ (Crème Caramel) gegönnt, der mit gezuckerter und ungezuckter Kondenzmilch und noch zusätzlichem Doppelrahmfrischkäse nicht gerade ein Leichtgewicht ist. Zur Verdauung haben wir uns deshalb einen klassischen Margarita gemixt und am Nachmittag gab es noch eine heiße Schokolade, die mit Zimt verfeinert herrlich schmeckte. Besonders angetan haben es mir auch die unterschiedlichen Salsa, wie „Grüne Salsa mit Avocado“ oder „Geröstete Habanero-Salsa“, die man wunderbar in Gläsern aufheben kann.

Fazit

Ein farbenfrohes wunderbar präsentiertes Kochbuch, das Frida Kahlo nicht als Aufmacher gebraucht hätte. Leider scheinen sich die angepriesenen traditionellen Gerichte nicht sehr von den allgemein als mexikanisch angesehenen zu unterscheiden. Zudem dürften manche grundlegenden Zutaten nur schwer in einem europäischen Supermarkt zu erhalten sein, was die Kochfreunde doch ziemlich schmälert.

Zu Gast bei Frida Kahlo

Gabriella Castellanos, Becker-Joest-Volk

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