vegan genial: aufregend anders kochen

Das ist schon ein Phänomen, das gerade im Weglassen die Kunst des Kochens bestehen soll. Kochbücher, die gerade auf den deutschen Markt schwappen, sind vegetarisch oder gar vegan, wie das von Josita Hartanto mit dem Titel Vegan Genial. Dabei werden die Köche immer jünger und die Art des Lebens, die sie vertreten, immer spartanischer. In diesem Fall eben vegan.

Nichtsdestotrotz, ein Blick in das umfassende Werk lohnt sich. Die Autorin, die in Berlin ihr eigenes Restaurant betreibt, hat in der Hauptstadt gelernt und in ihrer frühen Zeit des Koch-seins einen Bericht gesehen, der die Tierhaltung zum Inhalt hatte. Josita Hartanto schreibt in ihrem Vorwort, dass sie sich geschämt habe, mit diesen "Produkten" gearbeitet und sie eben gedankenlos in die Pfanne geworfen zu haben.

Was die junge Frau sympathisch macht ist, dass sie nicht versuchen möchte, die 999. Kreation einer veganen Bolognese zu kreieren und ihr auch nichts daran liegt, Omas Rezepte neu und vegan zurück ins Restaurant zu bringen.

„Die Königin der Kochrezepte ist die Phantasie“ stellt sie ihrem Vorwort voran und nennt alles zusammen gefasst „Gemüseküche“. Nachkochbar für jeden. Nicht abgehoben und mit Zutaten versehen, die nirgendwo zu finden sind.

Josita Hartanto vermittelt in Ich-Form, was sie möchte: Einfache Anleitungen, kein schriftliches Verwirrspiel in schnörkeliger Sprache. Sie lässt der Übersicht den Vorrang, verzichtet auf Schnick-Schnack und persönliche Notizen am Rande. Überflüssig. Auf ein Glossar allerdings möchte auch die Küchenchefin nicht verzichten. Darin beschreibt sie Zutaten wie Agar-Agar, Currypaste, Nori, Pak Choi und vieles mehr. Auch hilfreichen Küchenutensilien widmet sie Text und Zeichnung. Nützliche Vorräte folgen, bis sich direkt Suppen und Vorspeisen anschließen. Und die klingen fürwahr besonders: Cappuccino von Kürbis und rotem Curry, Avocado Apfel Tatar mit Walnussbonbon, Gemüsesuppe mit Kokosmilch und Aprikosen-Wan Tans, Mushroom Tea (der eigentlich eine Suppe ist), Ceasar conquered Paradise, Rote Zwiebelsuppe mit Keeseplätzchen – nein, hier liegt kein Rechtschreibfehler vor!

Dem folgen die Hauptgerichte wie etwa Linsen Plätzchen mit Koriander-Chili Kartoffeln und Kokosrahmspinat, Pilzrisotto, Graupenpuffer, gefüllte Auberginen, Salbeischupfnudeln mit Peperonata und Erbsenschaum, Spaghetti mit Sesam und Tempeh, Süßkartoffel-Saté, Weißes Chili non Carne. Interessant kommen auch die Snacks und kleinen Sattmacher daher. Die nämlich beweisen, dass Sandwiches überaus kreativ gemacht werden können. Und Burger nicht unbedingt von der Kette mit dem großen M stammen müssen. Jedes gute Menü endet mit einem Dessert. Ganz egal ob Arme Ritter mit Mohn, Birnenstich, Erdbeer Panna Cotta, Glühbirne, Kokospudding oder Mini Friesentörtchen – Hauptsache gut.

Josita Hartanto ist eine interessante und überaus kreative Rezeptsammlung gelungen. Schade ist nur, dass die Aufmachung des umfangreichen Buches doch etwas langweilig daher kommt. Links ein Text und die Zutatenliste, rechts ein großes Bild. Zwischendurch und am Rande kleine Kritzeleien, die zum Daumenkino taugen. Die Aufmachung sollte bei einem Kochbuch eher zweitrangig sein, dann zumindest, wenn die Rezepte einladen, gleich den Kochlöffel zu schwingen.

Ein schönes Buch und wer nicht kochen mag, so die Autorin, hat immer noch die Möglichkeit, sich im Berliner Restaurant bekochen zu lassen.
Was für ein Angebot.