Trinken wie ein Dichter
- Klett-Cotta
- Erschienen: Oktober 2024
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Mit Fantasie und Promille.
Schriftstellern sagt man nicht selten nach, dem Alkohol nicht ganz abgeneigt zu sein. Bei den 99 in diesem Buch Vorgestellten trifft das auf jeden Fall zu. Von William Shakespeare und Jane Austen bis Dürrenmatt und Roxane Gays geht die Reise einmal quer durch die Epochen der Literatur bis in unsere jetzige Zeit. Leider ist der Autor oder die Autorin dieses „absoluten Muss für Literaturfans und Cocktailliebhaberinnen“ nicht genannt (Apollo Publishers (Hg.)), denn er oder sie hat sich wirklich in Recherchen gestürzt und eine ebenso wunderbare wie informative Auflistung von Dichtern und ihren Lieblingsgetränken geschaffen.
99 Dichter und ihre Drinks
Von manchen Schriftstellern ist bekannt, was sie gerne und viel getrunken haben. Ernest Hemingway z.B. war Stammgast im „El Floridita“ in Havanna. Dort konsumierte er unzählige Cocktails, die er gerne mit wenig Zucker, dafür aber mit umso mehr Alkohol trank. R.O. Kwon, die Autorin von „Die Brandstifter“, trinkt nur Vodka Soda, weil der „ihr zu Folge keinen Kater nach sich zieht“ und Edgar Allan Poe hat gerne Eggnog nach einem alten Familienrezept genossen. Manche Dichter allerdings haben auch diverse Drinks in ihren Werken erwähnt. So dichtete Agatha Christie ihren Spürnasen gerne etwas Alkoholisches an und Joseph Roth lässt seinen Trinker Andreas in „Die Legende vom heiligen Trinker“ mehr als einen Pernod genießen. Anderen Dichtern wurde vom unbekannten Autor dieses Buches einfach ein Drink zugewiesen, von dem er meinte, dass er wohl zu ihm oder ihr passt. So trank, dem Autor gemäß, J.W. von Goethe gerne „Fränkischen Wein“ und Elizabeth Bishop „Caipirinha“, weil sie einige Zeit in Rio de Janeiro lebte. „Trinken wie ein Dichter“ ist voll von Rezepten, die manchmal mit viel Fantasie gewürzt sind, was allein schon das Schmökern zu einem Genuss macht. Außerdem lernt man den ein oder anderen Dichter kennen, von dem man eventuell noch nichts gelesen oder dessen Namen man sogar noch nie gehört hat.
Viel Information in einem passenden Layout
Das gesamte Layout ist in Schwarz-Weiß gehalten. Kleine Fotos zeigen den Dichter oder die Dichterin, die durch das Geburts- und eventuelle Sterbejahr ergänzt werden. Angaben zum korrekten Glas und den benötigten Utensilien für den Drink schließen sich ikonografisch an. Danach folgt eine kurze Einführung zum Dichter und der Bedeutung des Drinks für ihn. Abschließend kommen Zutaten und Zubereitung. Ein Foto des Drinks fehlt, würde aber auch kaum in das Layout passen. So muss man sich mit einer wenig aussagekräftigen und meist sehr einfachen Zeichnung zufriedengeben. Chronologisch sind die kleinen Essays mit den dazugehörigen Drinks und ihren Rezepten nicht unbedingt. Manchmal erscheint die Abfolge eher wahllos, allenfalls grob kontinuierlich. Der Anhang zeigt aber, dass viel Recherche für dieses Buch betrieben wurde, denn nicht nur „Zitatnachweise“ werden angeführt, auch eine umfangreiche „Bibliographie“ und jede Menge Verweise zu Anmerkungen im Text werden gelistet.
„Stinger“, „Dublin Coffee“ und „Raki Cocktail“
„Die nötige Ausstattung“ und „die nötigen Vorräte“, gleich zu Beginn des Buches aufgelistet, zeigen, dass man viele unterschiedliche Gläser und andere Utensilien braucht und die Vorräte noch umfangreicher sein müssen, will man alle 99 Drinks ausprobieren und stilecht genießen. Eine kleine Auswahl ist also angeraten, will man nicht über 40 Spirituosen und 9 unterschiedliche Glassorten kaufen. Wir haben uns an die Drinks unserer Lieblingsdichter gehalten und selbst diese manchmal frevelhaft aus dem „falschen“ Glas getrunken. Es gab Oscar Wildes „Absinth“, der zum Gelingen einen Absinthlöffel und Zucker benötigt; Seamus Heaneys „Schlehengin“, der laut Buch erst noch hergestellt werden muss, von uns aber schon destilliert getrunken wurde; E.T.A. Hoffmanns „Elixier des Teufels“, das aus Wein, Kirschwasser und Champagner besteht und George Orwells „gemütliche Tasse Tee“, die durch seine „Tipps für die Teezubereitung“ auch garantiert typisch englisch wird und gelingt.
Fazit
Eine ungewöhnliche Idee wurde sehr gut umgesetzt. „Trinken wie ein Dichter“ ist nicht nur ein Rezeptbuch für die unterschiedlichsten Drinks, sondern entführt in die Welt der Literaten, von denen man manche vielleicht gerade erst kennenlernt. Ein herrliches Schmöker-Buch, dass man am besten mit dem Drink des eigenen Lieblingsdichters genießt oder einem Literaturfan mit Freude an Cocktails und Co. schenkt.
Apollo Publishers (Hrsg.), Klett-Cotta
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