The Witcher

  • Panini
  • Erschienen: Dezember 2023
  • 0
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Lisa Reim-Benke
351

Kochbuch-Couch Rezension vonFeb 2024

Praktikabilität

Nach manchen Zutaten muss man erst einmal suchen. Die Zubereitungen werden in langen Fließtexten erklärt. Hier verliert man schnell den Überblick.

Ausstattung

Die Bilder, Verzierungen und das Layout sind absolut großartig! So sollte ein Witcher-Kochbuch aussehen.

Schöner kann man ein Kochbuch kaum gestalten.

In der Buchreihe und in den Spielen zu den Abenteuern des Hexers Geralt von Riva werden eine Menge Gerichte und Getränke erwähnt. Ein offizielles Kochbuch zu den kulinarischen Errungenschaften des Kontinents hatte aber trotzdem lange Zeit gefehlt. Dieser Lücke haben sich nun die beiden Köchinnen Anita Sarna und Karolina Krupecka gewidmet und eine umfangreiche Rezeptsammlung entwickelt. Da sich die beiden in ihrem Foodblog der Umsetzung von Gerichten aus literarischen Werken und Videospielen verschrieben haben, scheinen sie die besten Voraussetzungen mitzubringen.

In dem Vorwort zum offiziellen Witcher-Kochbuch schreibt Andrzej Sapkowski, Erfinder der Hexer-Buchreihe, mit stolzgeschwellter Brust von den vielen kulinarischen Exzessen in seinen Büchern. Da er selbst ein leidenschaftlicher Hobby-Koch ist, hat er sich beim Schreiben der Geschichten viel Mühe gegeben, Geralts Welt auch bei der Essenskultur einen glaubhaften Touch zu verleihen. Und tatsächlich kommen einem sofort diverse Festessen, Fischsuppen und Gebräue in den Sinn, die in den Büchern beschrieben werden. Doch leider haben sich die Autorinnen des Kochbuchs voll und ganz auf den dritten Teil der Spielereihe konzentriert und die Bücher vollkommen außer Acht gelassen. Vermutlich hat Sapkowski in dem Vorwort deshalb etwas eingeschnappt betont, dass dies sein Vorwort sei und er dort schreiben könne, was er wolle.

Gute Gerichte, die im Witcher-Kontext aber schwächeln

Eingeleitet werden die Rezepte jeweils von einem kleinen Text, der die Wanderungen eines Kartographen beschreibt, der den Kontinent bereist und erzählt, welche Gerichte er in den verschiedenen Landstrichen in den Gasthäusern oder bei Festen vorgesetzt bekommt. Die Rezepte sind deshalb in Kapitel aufgeteilt, die die jeweiligen Regionen des Kontinents abdecken wie Velen, Skellige, Novigrad oder Toussaint. Die kleinen Einleitungen sind zwar eine nette Idee, aber ein paar Erklärungen der beiden Autorinnen, was sie zu den verschiedenen Rezepten inspiriert hat oder welchen Bezug die Gerichte zu der Geschichte und den Figuren des Videospiels haben, vermisse ich dann doch. Im Kapitel Kaer Morhen haben wir mit „Ciris Frühstücksbrei“, „Eskels Weißkäse“ oder „Lamberts Kräuter-Weißkäse-Knödel“ dann öfter mal einen Bezug zu den Figuren. Trotzdem wirken diese Zuschreibungen willkürlich gesetzt, sodass sich der Zusammenhang nicht richtig erschließt.

Insgesamt sind die Gerichte der verschiedenen Regionen jedoch thematisch passend: Die Rezepte zu Toussaint sind französisch angehaucht, auf den Skellige Inseln beherrscht natürlich der Fisch die Speisekarte, in der Hafenstadt Novigrad finden sich auch mal exotische Versuche aus dem orientalisch angehauchten Ophirien und in Velen gibt es deftige Hausmannskost. Doch auch hier fragt man sich bei „Neuhaven-Kartoffelpuffer“, „Dreiberger Kohlrouladen“ oder „Fuchstal Kräuterschnitten“ welchen inhaltlichen Bezug das alles zu den Spielen haben soll.

Ab und zu gibt es dann aber doch die Rezepte, die Kennern ein Schmunzeln entlocken dürften wie z. B. die „Trollische Sammelsurium-Suppe“, das „Wichtsüppchen“ (natürlich in Szene gesetzt mit vielen aufgehängten Löffeln), die „Lebkuchenplätzchen der Herrinnen des Waldes“ oder Cocktails angelehnt an die berühmten Hexer-Tränke „Schwalbe“ oder „Donner“. Solcherlei Umsetzungen hätte es gern mehr geben dürfen.

Nicht immer ganz einfach

Die Gerichte an sich sind sehr vielfältig und sind oft, ganz nach Witcher-Manier, osteuropäisch angehaucht. Von Wild- und Fisch-Gerichten über Eintöpfe und Süßes bis hin zu Limonaden und Pasteten gibt es hier für jeden etwas – nur vielleicht nicht für Vegetarier und Veganer. Da die Rezepte nach Regionen geordnet sind, ist es jedoch schwierig, gezielt nach Desserts oder Vorspeisen zu suchen. Da muss man sich schon durch alle Kapitel durchblättern, um einen Überblick zu bekommen. Die Zutaten sind teilweise nicht ganz einfach zu besorgen (Kielbasa, Sauerampfer in Salzlake, Buchweizengrütze) und manche Zutatenlisten sind sehr umfangreich. Die Zubereitungszeiten sind ebenfalls nicht zu unterschätzen, zumal die Zubereitung in einem langen Fließtext runtergeschrieben wurde und die Orientierung gerade während des Kochens dann oft verlorengeht. Gewürze werden oft nur sparsam eingesetzt. In vielen Fällen finden sich nur Lorbeerblätter, Piment und Wacholderbeeren bei den Zutaten, wodurch einige Gerichte (gerade die Eintöpfe) ziemlich gleich schmecken. Hier ist bei den Köchen Flexibilität gefragt, um auch mal eigene Ideen einbringen zu können.

Allein die Aufmachung des Buches kann zu hundert Prozent überzeugen. Die Bilder der einzelnen Gerichte gehören zu den besten, die ich je in einem Kochbuch gesehen habe. Auch die Verzierungen, die Papierqualität und das gesamte Layout sind absolut gelungen und einem Witcher-Kochbuch würdig. Schon deshalb blättert man immer wieder gern durch das Buch.

Fazit

Aufmachung – top, Inhalt – na ja. Die Regionen des Kontinents wurden in den vielfältigen Rezepten zwar gut umgesetzt, allerdings vermisse ich oft den nachvollziehbaren Bezug zu den Figuren und den Geschichten. Da bieten sowohl die Buch- als auch die Videospiel-Vorlage deutlich mehr Möglichkeiten. Hobby-Köche finden hier jedoch einige Herausforderungen und Anreize – besonders durch die fabelhaften Bilder.

The Witcher

Karolina Krupecka, Anita Sarna, Panini

The Witcher

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