Täglich vegetarisch - die schönsten Rezepte aus dem River Cottage

Fish and chips and beans. Eine dicke Scheibe Käse obendrauf und alles in die Mikrowelle. So, oder so ähnlich, stellen sich viele Kontinental-Europäer das Essen der Engländer vor. Falsch. Ganz falsch. Wenn sich eine Bevölkerung um ausgewogene - vegetarische Ernährung kümmert - dann sind es innerhalb Europas unweigerlich die Engländer. Sie sind es, die vegetarische Produkte kennzeichnen, eine Society haben, die darauf achtet, dass nicht nur vegetarisch auf der Packung steht, sondern auch vegetarisch in der Packung vorzufinden ist. Kurzum: Wenn eine Nation dem Vegetarismus verschrien ist, dann die Engländer. Hugh Fearnley-Whittingstall hat es eindrucksvoll vorgemacht: Knapp über 400 Seiten zählt sein Buch und Fish and chips gebührt nicht einmal eine Randbemerkung.

Der Koch, der auf der Insel längst eine TV-Ikone ist, geht noch einen Schritt weiter. Er kennzeichnet vegane Rezepte und trifft damit genau die Debatte der Zeit: Missionieren möchte der Engländer, Menschen bewegen, viel mehr Gemüse zu essen und somit viel weniger Fleisch und Fisch. Die Tierhaltung ist es, die er anprangert und mit jedem Lebensmittelskandal werden die Gründe mehr, auf Fleisch, Fisch, Geflügel und Co. zu verzichten. Und auch auf Fleischersatz wie etwa Tofuwürste oder sonstige Presslinge, die ein Fleischprodukt im Namen tragen.
Sympathisch ist an Hugh Fearnley-Whittingstall, dass er sich selbst als "wählerischen Allesfresser" bezeichnet, selbst kein Vegetarier ist, die Menschen aber dahin bringen möchte, wieder auf Qualität zu achten und wenn es Tier sein muss, seltener, besser - und vor allem - mit Genuss.

Über zweihundert Rezepte vereint Fearnley-Whittingstall unter dem Titel Täglich vegetarisch in seinem umfassenden Kochbuch. Darunter befinden sich Salate, Suppen, Brot, Pastagerichte, Reis und Tapas ebenso wie Vegetarisches zum Mitnehmen, Gebratenes und Gegrilltes, so wie Leckeres aus dem Vorratsschrank. Fearnley-Whittingstall liebt es, mehrere Speisen gleichzeitig zu servieren, um aufzuzeigen, was alles zueinander passt.
Die Seiten mit den einzelnen Rezepten sind klar gegliedert: Zutatenliste, Beschreibung der Zubereitung und ein Foto. Und eben daran hapert es an mancher Stelle. Die dargestellten Speisen sehen zuweilen nicht gerade appetitlich aus. Ob es an der Qualität der Fotos liegt oder wirklich an einer schlechten Präsentation, sei einmal dahin gestellt. Wer sich etwa auf eine Pilzcremesuppe freut, auf eine Suppe mit "sanftem Braunton und ihrem vollen, erdigen Aroma", schaut sich einen Teller Suppe an, der an alles erinnert, aber nicht an pürierte Pilze. Die Zwiebel-Tarte (ein wirklich tolles Rezept), scheint verbrannt und die großen gebackenen Pilze sind ebenfalls verunglückt.

Nichtsdestotrotz. Täglich vegetarisch ist ein wunderbares Kochbuch. Mehr noch: Kochbuch und Versuchslabor in einem. Oder wer hat schon einmal Schokoladeneis mit Roter Bete probiert, Eiscreme aus Erbsen und Minze, Haferwurzelpüree, in Honig gebackene Kirschtomaten, Lauchrisotto mit Kastanien, Grünkohl-Zwiebel-Pizza, Suppe aus Kopfsalat oder Kürbis-Walnuss-Brote? Zu vielen Rezepten bietet der Autor Variationen an, tauscht Zutaten aus, um sie den Veganern zugänglich zu machen, oder einfach um aufzuzeigen, was alles möglich ist. Auch erklärt Fearnley-Whittingstall viel. Woher welches Gemüse stammt, oder was das besondere an einer Beigabe ist. Dabei bewegt er sich nicht nur in einem Land. Er schreitet quer durch die Kontinente: Streift China, Indien, Mexiko, Chile, Afrika und viele Länder mehr.

Fazit:

Und wenn ein Engländer dem traditionellen Coleslaw-Salat eine asiatische Note verpasst, dann zeugt das auch von Humor. Ein großartiger Wälzer und die paar Seiten mit den unansehnlichen Fotos sollten einfach überblättert werden. Nur die Bilder. Auf keinen Fall die Rezepte!