Viel Wissen, aber ein gewöhnungsbedürftiger Stil
Axel Probts kam während seiner „militärfliegerischen Ausbildung in England“ zum ersten Mal in Kontakt mit Portwein. Seitdem hat es ihm der Wein aus dem Douro-Tal in Portugal angetan. Er avancierte zum Experten, schreibt u.a. Artikel in Fachzeitschriften und organisiert eine Port-Weinmesse. Das vorliegende Buch erschien bereits 2016, erhielt aber jetzt eine Erweiterung, weil sich einiges bei den Händlern geändert hat und zahlreiche neue Verkostungsnotizen hinzugekommen sind.
Für Einsteiger und Kenner
Probst hat so ziemlich jedes Thema rund um den Portwein abgedeckt. Herstellung, Lagerung, Bezeichnungen, Geschichte und vieles mehr werden erklärt. Dabei werden in jedem Kapitel zuerst die Grundlagen für Einsteiger genannt, bevor es an die Erläuterungen für Fortgeschrittene geht. Leider ist der Textanteil für Fortgeschrittene wesentlich höher, denn Neueinsteiger in Sachen Portwein dürften z.B. an der ebenfalls erwähnten Marktentwicklung, den Jahrgangsübersichten bis 1900 oder dem sehr umfangreichen und detaillierten Kapitel zu den Erzeugern weniger Interesse haben. Natürlich gehört das genauso in ein lexikales Werk, wie auch die Kapitel über die „Portweinbruderschaft“, das „Portweininstitut“ und auch „Portwein als Investition“, doch könnte das den Leser, der lediglich eingeführt werden will, auch abschrecken.
Der Stil ist wenig professionell
Bei jemandem der 2020 als „Best Port Critic of the World“ gekürt worden ist, habe ich einen professionellen Stil erwartet, der das Thema sachlich angeht und genauso vermittelt. Doch dann muss man so Sätze lesen, wie: „Nun sind wir schon beim zweiten Kapitel angekommen und sie haben die anfangs gekaufte Flasche Late Bottled Vintage Port schon ins Herz geschlossen. Das sage ich nicht (nur), weil ich den Portweinkonsum ankurbeln möchte, sondern weil man ja auch kein Buch über Schwimmen liest und keine Badekleidung hat“. Mit „NIE NIE NIE Rotwein und Portwein bei Zimmertemperatur trinken“, sondern bei 16 Grad Celcius wird zudem ein Hinweis gegeben, den man durchaus hinterfragen sollte. Wer ein professionell verfasstes Sachbuch in sachlich und inhaltlich weniger fragwürdigem Stil erwartet, dürfte somit, zumindest an einigen Stellen, enttäuscht werden.
Tolle Fotos ergänzen den Text
Der Textteil wird durch wunderbare Fotos ergänzt. Stimmungsvolle Abbildungen des Douro Tales wechseln sich mit Bildern aus den Kellereien oder einfach nur der Flaschen oder Korken ab. Hier kommt die richtige Stimmung zur Verkostung eines Portweines auf. Leider muss man aber das Buch sehr genau studieren, um die komplizierten Bezeichnungen auf den Flaschen zu verstehen, denn diese bestehen oft aus Abkürzungen oder englischen Ausdrücken, die auch der Autor gerne und oft benutzt.
Fazit
Ein sehr umfangreiches und allumfassendes Buch zum Thema Portwein. Viele Kapitel sind allerdings sehr spezifisch und die detaillierte Vorstellung der Erzeuger nimmt den größten Teil des Buches ein. Das macht es für Neueinsteiger vielleicht weniger interessant. Wer zudem einen professionellen Stil erwartet, könnte ebenso enttäuscht werden, kann sich aber zumindest an den schönen und stimmungsvollen Fotos erfreuen.
Axel Probst, Mondo
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