Palästina
- Dorling Kindersley
- Erschienen: April 2020
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Nichts für die schnelle Küche
Sami Tamimi ist ein in Ost-Jerusalem geborener und aufgewachsener Palästinenser. Heute lebt er in London, ist Koch und Kochbuchautor. Zusammen mit Yotam Ottolenghi hat er das vielbeachtete Kochbuch „Jerusalem“ herausgegeben. Jetzt legt er mit „Palästina“ quasi das Gegenstück vor. Palästina ist für ihn Tradition, Identität, Erinnerung und eben auch Essen, das einzigartig ist und sich nicht in das Schema „Küche des Nahen Ostens“ pressen lässt. Die Engländerin Tara Wigley fungiert als Co-Autorin. Sie ist ebenfalls Köchin und bringt in kurzen Kapiteln dem Leser die Region mit ihren politischen Problemen und den Menschen, die hier leben, näher.
Abwechslung ist garantiert
Die palästinensische Küche ist geprägt durch ihre Abwechslung, ihre Frische, ihre Gewürze und natürlich durch das allgegenwärtige Olivenöl. Tamimi stellt Gerichte folgender Kategorien vor:
- Frühstück
- Snacks, Dips & Saucen
- Gemüse-Beilagen & Salate
- Suppen
- Hauptgerichte mit Gemüse
- Fisch
- Fleisch
- Brot & Gebäck
- Süsses
Die Rezepte sind mit sehr guten und großen Bildern versehen, die alleine schon das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Die Angaben zu den Zutaten und Portionsgrößen sind eindeutig und gut verständlich. Dazu gibt es Hinweise zu Alternativen, falls eine Zutat einmal etwas schwieriger zu beschaffen sein sollte. Und es gibt gute Tipps zur Aufbewahrung und vor allem zur Vorbereitung der Gerichte, denn eines ist schnell klar – die palästinensische Küche ist nichts für die schnelle Mahlzeit nach Feierabend! Hier wird mariniert, eingelegt und stundenlang geschmort. Aufgelockert werden die über 110 Rezepte durch stimmungsvolle Fotos aus Palästina und durch die schon erwähnten Reportagen zu Land und Leuten, die Palästina in seiner Gänze und mitsamt seinen Problemen gut repräsentieren. Leider sind die Bilder nicht untertitelt, was eine Verortung nahezu unmöglich macht. Die Namen der Gerichte sind auf Deutsch und in Transkription wiedergegeben, leider nicht auf Arabisch, was ich sehr bedauerlich finde. Hier geht Authentizität verloren, die eine, immer mit Tücken versehene, Transkription nicht wett machen kann. Ein abschließendes „Glossar zu Küche und Politik in Palästina“ rundet die umfangreiche Informationsflut ab.
Von „Frühstück“ bis „Süsses“ wurde alles probiert
Voraussetzung für das Gelingen palästinensischer Gerichte ist eine Auswahl an Kräutern, wie Dill und Petersilie, Gewürzen, wie Chiliflocken, Za‘atar, Piment, Cumin und Knoblauch und natürlich ein gutes Olivenöl. Auch sollte man sich nicht gerade als Kochanfänger an diese Rezepte wagen, die doch manchmal einiges an Erfahrung verlangen. Aber keine Angst, es ist auch für Neulinge etwas dabei – Hummus schafft so gut wie jeder!
Aus der Kategorie „Frühstück“ wurde dann auch das Hummus mit Auberginen zubereitet, wobei wir uns das Einweichen der Kichererbsen erspart und kurzerhand welche aus der Dose genommen haben. Geschmeckt hat es trotzdem vorzüglich. Genauso, wie „Hassans einfache Eier mit Za‘atar und Zitrone“. Als Hauptgerichte gab eine Mischung aus „Gemüse-Beilagen & Salate“ und „Fleisch“. Am ersten Tag kochten wir „Gebackene Kofta mit Auberginen und Tomate“ zusammen mit „Gebackenen Feigen und Zwiebeln mit Radicchio und Ziegenkäse“ als Vorspeise. Die Zubereitung des Ofengerichtes dauerte seine Zeit, die sich aber gelohnt hat, und das Dressing des Salates mit Granatapfelsirup und Honig passte einfach wunderbar zu dem etwas bitteren Radicchio und den karamellisierten Feigen! Am zweiten Tag gab es „Geröstete neue Kartoffeln mit Zitrone und Kräutern“ mit „Zitronenhähnchen mit Za‘atar“. Auch hier gilt wieder – Zeit einplanen. Die zwei ganzen Knoblauchknollen (!!) für das Hähnchen habe ich nicht, wie vorgesehen, in Scheiben geschnitten, sondern in ihre einzelnen Zehen geteilt. So konnte man sie gut essen, was zusammen mit den weich geschmorten Zitronenscheibe absolut köstlich war. Zum Dessert gab es „Pistazien-Harisa“, einen mit Rosenwasser und Zitronensaft getränkten Kuchen aus Hartweizengrieß, Pistazien und Kokosraspeln.
Fazit:
Wir sind von „Palästina“ vollauf begeistert. Alles Zubereitete war sehr schmackhaft, auch, wenn es manchmal länger gedauert hat, bis man es genießen konnte. Die Gerichte decken durch ihre Vielzahl alle Mahlzeiten ab und sind, soweit ich es aus meiner Erfahrung beurteilen kann, auch authentisch. Von uns gibt es eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für jeden, der sich Palästina auf den Teller holen will!
Sami Tamimi, Tara Wigley, Dorling Kindersley
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