Päckchen-Dinner
- Bassermann
- Erschienen: April 2020
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Ein günstiges, aber unnötiges Kochbuch
Mit „Päckchen Dinner“ legt der Verlag Bassermann ein günstiges, aber auf ein Minimum an Informationen reduziertes Kochbuch vor. Das dünne Büchlein umfasst 30 Rezepte und je 4 Gewürzmischungen für Fleisch, Fisch und Desserts, aber keine Einleitung, keine eingestreuten Geschichten oder zusätzlichen Informationen. Lediglich auf dem Buchrücken wird in einem Satz über Sinn und Zweck eines Päckchen-Dinners hingewiesen: „Gleichzeitige Zubereitung mehrerer Komponenten, witziger Serviereffekt, aromatisch saftige Speisen, weniger Geschirr und der Backofen bleibt sauber“ - das sind die Versprechungen!
Für jeden Geschmack ein Rezept
Obwohl die Anzahl der Rezepte doch sehr überschaubar ist, dürfte jeder ein für ihn passendes Päckchen finden. Fisch & Meeresfrüchte, Fleisch & Geflügel, Vegetarisches und Desserts sind die Kapitel, in denen mit viel Ricotta, Crème fraîche, Tomaten, frischen Kräutern und Unmengen von Backpapier unterschiedliche Geschmacksrichtungen kreiert werden. Dabei ist die Zutatenliste immer sehr übersichtlich, die Angaben sind stichpunktartig, aber präzise und jedes Rezept ist mit einem sehr dekorativen Foto auf der rechten Buchseite vervollständigt. Wir haben uns den Tipp, mehrere Komponenten gleichzeitig zuzubereiten, zu Herzen genommen und je ein Rezept aus jeder Kategorie gleichzeitig in den Ofen geschoben, denn schon beim Durchblättern des Kochbuches ist uns eines aufgefallen – energieeffizientes Kochen ist etwas anderes!
Lachs mit Zitronengras
Lachsfilets, Porree, Zitronengras, Koriander, Salz, Peffer und Olivenöl sind die Zutaten für dieses Gericht. Das Ganze wird dann in mehrere Lagen Backpapier geschnürt und im Backofen gegart – das ist das Rezept. Heraus kam ein ziemlich langweilig schmeckender Fisch, der von dem Zitronengras kein Aroma abbekommen hatte, dafür aber sehr Porree-lastig war.
Hähnchenstreifen in Zitonen-Honig-Marinade
Auch hier wird neben dem Hähnchenbrustfilet nur Zitrone, Honig, Olivenöl, Salz, Pfeffer, mildes Chilipulver und Koriander benötigt. Das Fleisch muss in Streifen geschnitten kurz mariniert werden und wird dann verpackt im Ofen gegart. Auch hier war von Geschmack nicht viel zu merken, lediglich der Honig stach sehr heraus.
Rondini mit Ricotta-Kräuter-Füllung
Für die vegetarische Variante des Päckchens müssen Zucchinis ausgehöhlt und mit einer Ricotta-Kräutermasse gefüllt werden. Da wir die angegebenen Rondini (sind nicht alle Zucchini rund?) nicht kennen, haben wir ganz normale aus dem Garten benutzt. Die ausgekratzte Zucchinimasse wird im Rezept nicht weiter erwähnt, wurde von uns aber unter die Ricottafüllung gemischt, denn wegwerfen wollten wir sie nun wirklich nicht. Bevor die Zucchini auf das Backpapier kommen, müssen passierte Tomaten als Unterlage darauf verteilt werden. Hier hätte ich mehr als zwei Hände gebraucht, sind passierte Tomaten nun mal sehr flüssig und Backpapier keine feste Form! Geschmeckt hat es ansprechend, aber nicht außergewöhnlich. Ob sich dafür der auf 210° vorgeheizte Backofen und eine Garzeit von ca. 20 Minuten lohnt, muss jeder für sich entscheiden.
Rum-Schoko-Bananen
Ein einfaches, aber leckeres Dessert. Der benötigte Rum war besser als die passierten Tomaten aufzubringen, musste er doch lediglich auf die halbierten Bananen geträufelt werden. Obwohl wir ausgereifte Bananen und weniger Schokolade als angegeben genommen haben hatten, war der Geschmack sehr herb und es musste nachgesüßt werden.
Die Versprechungen wurden nicht gehalten
Wir sind von dem Kochbuch enttäuscht. Gleichzeitiges Zubereiten ist eigentlich unmöglich, wenn man sich strikt an die angegebenen Ofentemperaturen hält, denn die reichen von 180° bis 220° (wir haben kurzerhand gemittelt). Weniger Geschirr braucht man auch nicht, denn als Beilage müssen Nudeln, Reis oder Polenta zubereitet werden, was ohne Topf nicht funktioniert. Und das für den Ofen benötigte Blech oder die angegebene Auflaufform stellt ja auch niemand ungespült wieder in den Schrank. Saftig sind die Speisen tatsächlich, denn sie sind eigentlich nur im eigenen Saft gedünstet. Wer also gerne Fleisch oder Fisch mit Röstaroma hat, ist hier an der völlig falschen Stelle. Auch der angebliche witzige Serviereffekt blieb bei uns aus, im Gegenteil, auf dem Esstisch sah es aus, als hätten wir Fish & Chips vom Imbisswagen geholt, so viel Backpapier türmte sich auf. Lediglich der Backofen bleibt sauber, aber das bleibt er auch, wenn man ihn nicht benutzt und konventionell kocht.
Fazit:
Sandra Mahut wir als Foodstylistin und Autorin „innovativer Kochbücher“ vorgestellt. Eine konventionelle Zubereitung mit Topf und Pfanne war da wahrscheinlich nicht innovativ genug und es kam das „Päckchen Dinner“ dabei heraus. Nur über Sinn und Unsinn von meterweise Backpapier und hohen Backtemperaturen über längere Zeit hat sie sich scheinbar wenig Gedanken gemacht. Wir sehen keinen Vorteil in der Päckchen-Zubereitung, da keine Zeit eingespart wird, das Ergebnis kein außergewöhnliches Geschmackserlebnis ist und wir keinen Sinn darin sehen, viel Energie für Speisen zu verbrauchen, die in Topf und Pfanne mindestens genauso gut gelingen.
Sandra Mahut, Bassermann
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