Live, Love, Bake
- Prestel
- Erschienen: September 2024
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Backen mit viel Weisheit.
„Meine Name ist Melissa Forti und ich backe Kuchen.“ schreibt Melissa Forti einleitend als ersten Satz in ihrem mittlerweile dritten Buch. Der komplette Titel lautet verheißungsvoll „Live, Love, Bake: Was ich beim Kuchenbacken über das Leben gelernt habe. - Klassiker und Neuinterpretationen der italienischen Backkunst“. Das weckt natürlich nicht nur eine Erwartungshaltung, sondern wirft auch Fragen auf, die Forti direkt zu Beginn erläutert: Sie habe das Gefühl, an einem Wendepunkt zu stehen und ihre Geschichte erzählen zu wollen – daraus sei dieses Buch entstanden. Und was böte sich bei ihr zum Erzählen einer Geschichte besser an als Kuchen und Gebäck?
Da Forti über Erreichtes, Aktuelles und Geplantes erzählt, sind die folgenden ca. 80 Rezepte in die Kapitel „Vergangenheit“, „Gegenwart“ und „Zukunft“ unterteilt. Jedes dieser Kapitel beginnt wiederum mit einem etwas längeren einleitenden Text, in dem das Kapitelmotto aufgegriffen und erläutert wird. Ziemlich persönlich schreibt sie hier über Kindheitsprägungen, was die Länge ihres legendären Ponys über sie aussagt, den mutigen Schritt zur Eröffnung des Café Duse in Kopenhagen oder einen hoffnungsvollen und -frohen Brief an die Zukunft. Die ersten beiden Kapitel werden zudem ergänzt von einer Übersicht über „Lehren der Vergangenheit“ bzw. „Weitere Lektionen“. Diese Lebensweisheiten oder Tipps mögen etwas eigenartig in einem Backbuch wirken, sind aber neben der Weitergabe von Rezepten der weitere wichtige Motivator Fortis gewesen, dieses Buch zu schreiben. Der italienische Backstar möchte ihren Weg mit all denen teilen, die, wie sie, gern backen und, wie sie, nicht immer den geradlinigen Weg nehmen (können).
Durch ein Leben backen
Aufgrund des Buchkonzeptes unterscheidet sich die Art der Backwerke von Kapitel zu Kapitel. In „Vergangenheit“ finden sich viele römische Klassiker oder solche, die ein große Rolle in Fortis Kindheit gespielt haben, hier dominiert Kleingebäck, Kuchen, Hefezöpfe, aber auch Pudding und Milchreis sind zu finden. Die „Gegenwart“ ist voll mit Rezepten, die vermutlich im Café Duse zu finden sind, wie Scones, Eclairs und viele opulente Torten. Die „Zukunft“ widmet sich schließlich dem allergiearmen Backen und stellt Rezepte vor, die ohne Ei, Milch oder Gluten auskommen. Ihr Ziel: Traditionen mit neuen Essgewohnheiten zu verknüpfen und darüber zu bewahren.
Melissa Forti inszeniert sich selbst gern in einer Mischung aus Opulenz und Schlichtheit, daher wundert es nicht, dass „Live, Love, Bake“ ebenso gestaltet ist. Es sind viele Seiten füllende Fotos von ihr (mit oder ohne Backwerk) zu sehen, die verwendete Schrift für Überschriften und eingeschobene Zitate ist verschnörkelt. Über die Kapitel hinweg verändert sich die Bildsprache von einer südländisch warmen Szenerie unter freier Luft zu einer fast barocken Anmutung vor gemusterten Wandtapeten und Vorhängen mit einer dunklen Grundtonalität hin zu hellen Fotos, die mit wenigen Mitteln und viel Weiß arbeiten. Entsprechend ihrer beruflichen Laufbahn verändert sich also der Fotohintergrund von Rom über ihr Café Duse in Kopenhagen hin zu einem unbestimmten Ort; allen gemeinsam ist aber eine sehr ästhetische Bildsprache, die dieses Backbuch gewiss von anderen abhebt.
Backen für jedes Zeitbudget
Die Rezeptkomplexität variiert von einfach bis aufwändig, aber jedes Rezept wird mit einem kurzen Text eingeleitet, in dem entweder die Bedeutung des Rezepts, seine Herkunft oder die Erinnerungen, die Melissa Forti daran knüpft, beschrieben ist. Die Zutatenliste ist pro Rezept in einer Spalte übersichtlich aufgeschrieben und dabei in die einzelnen Komponenten, also z.B. Boden, Streusel, Kompott, unterteilt, so dass auf einen Blick ersichtlich ist, welche Zutat wofür gebraucht wird. Die Zubereitung ist entsprechend der Zutatenliste beschrieben und gut verständlich. Ein großes Manko ist allerdings, dass es keine Erläuterung (oder zumindest keine leicht auffindbare) gibt, ob die angegebene Gradzahl für den Ofen der Einstellung für Umluft entspricht oder doch Ober-Unterhitze die richtige Temperaturwahl gewesen wäre.
Die „Torta Mazzini“, „Torta alle pere e cioccolato“ und „Biscotti rugosi al Cioccolato“ sind trotzdem gut nachzubacken gewesen und köstlich geworden. Weder die beiden Kuchen noch die Cookies haben sehr lange überlebt - Geschmackstest bestanden.
Fazit
„Live, Love, Bake“ ist ein besonderes Backbuch, das Melissa Fortis sehr persönliche Lebenserkenntnisse und Philosophie mit einer bunten Auswahl köstlicher Rezepte verbindet.
Melissa Forti, Prestel
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