Knödelreich
- Brandstätter
- Erschienen: September 2024
- 0


Alte Rezepte neu interpretiert.
Unsere Familie hat Wurzeln in Österreich, Böhmen, Thüringen, Sachsen, Franken und Ungarn. Da ist die Vorliebe für Knödel und Klöße fast schon genetisch vorbestimmt. Und so kommen beide Varianten auch recht häufig bei uns auf den Tisch. Und natürlich glaubt man auch, fast alle diesbezüglichen Rezepte zu kennen, doch die drei Autorinnen von „Knödelreich“ haben uns eines Besseren belehrt.
Historische Knödel machen Lust auf mehr
Es sollte ein Knödelkochbuch werden, doch was für eins? Bei dieser Überlegung kam Magdalena Wiesner, Leiterin der Bibliothek des OÖ Landesmuseums, auf die Idee in ihrer Sammlung nach alten Rezepten zu forschen. Und sie wurde fündig! Zusammen mit ihren beiden Co-Autorinnen ist so ein Kochbuch entstanden, das auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblickt, denn die Rezepte stammen aus den Jahren 1600 bis 1950 und auch einem ganz neuen zum Brucknerjahr 2024. Wie die Historie der Knödel ist und welche Probleme bei alten Rezepten auftreten können, wird in der sehr ausführlichen Anleitung genauso dargelegt, wie auch die Zutaten und die Zubereitung für das heutige Kochen. Dabei werden immer wieder Zitate eingestreut, die ein Licht auf die Vergangenheit der Knödel und ihre Bedeutung in der Küche Österreichs werfen.
39 abwechslungsreiche Knödelrezepte
Knödel sind vielfältig! Scheinbar kann man aus allem welche machen. Fisch, Fleisch, Gemüse, Obst, Kartoffeln, Mehl, Gries und natürlich Semmeln können alleine oder als Beimischung köstliches Rundes ergeben, welches man als Beilage oder alleine als Hauptgericht oder Nachspeise genießen kann, denn Knödel können neben herzhaft auch süß schmecken. In 39 Rezepten stellen uns die Autorinnen vor, was man alles so auf den Tisch bringen kann. Dabei erklären sie nicht nur die Herstellung der Knödel, sondern auch die eventueller Beilagen. Dadurch kann die Zutatenliste, wie auch die Schritt-für-Schritt-Zubereitung schon einmal ganz schön lang werden. Doch alles ist sehr gut gegliedert und übersichtlich, sodass man eigentlich nichts falsch machen kann. Und die ganzseitigen, rustikal gehaltenen Fotos machen so richtig Appetit und Lust aufs Ausprobieren. Schade ist allerdings, dass die Zubereitungszeit nicht angegeben wurde, denn je nachdem ob und wie lange der Teig ruhen sollte, muss man teilweise mehrere Stunden Vorlaufzeit einplanen. Sehr schön ist allerdings das Register nach Hauptzutat am Ende des Buches, das gleich zeigt, welchen Knödel man aus den vielleicht in der Küche vorhandenen Zutaten machen kann.
Neue Knödel in unsere Küche
Bis auf ganz wenige Ausnahmen, für die man z.B. Reh- oder Hirschleber braucht, sollten alle Knödel unproblematisch machbar sein – zumindest, wenn man ein wenig Erfahrung hat. Aber die kann man nur durch Ausprobieren erhalten – also ran an den Knödeltopf! Wir haben uns für drei Varianten entschieden, die wir noch nicht kannten. Das sind die „Gebackenen Semmelknödel“ aus einem Rezept von 1776, die mit einem Salat ein komplettes Hauptgericht sind. Diese Knödel werden, anders als andere Semmelknödel, im Backofen gegart, was sie gerade auch für Anfänger in Sachen Knödel interessant macht, denn sie können im Wasser nicht auseinanderfallen.
Als nächstes gab es „Schwemmknödel mit Selchfleisch und Sauerkraut“, die, wie der Originaltitel „Schwemknödel von Gries“ von 1750 – 1800 schon sagt, aus Gries bestehen. In Zusammenhang mit den Beilagen kannten wir das so noch nicht, aber sie sind eine gute Abwechslung zu den sonst bei uns gereichten Semmelknödeln oder gemengten Klößen aus Thüringen.
Für den letzten Knödel-Test haben wir uns für das jüngste Rezept, den „Brucknerknödel“, entschieden. Er wird aus Briochescheiben, Gries und in Rum eingelegten Dörrpflaumen gemacht und nach dem Sieden in einer Mischung aus Semmel-Mandel-Bröseln gerollt und mit gewürzten warmen Zwetschgen serviert. Alles hat sehr gut geschmeckt und wir werden wahrscheinlich noch so einige andere Rezepte ausprobieren – von „Fischknödel in Safran-Fischsuppe“ über „Butterknödel mit Lachsforelle und Kürbisstampf“ und „Wellische Knödel mit Karotten und Reis“ bis hin zu den süßen Varianten „Marillenknödel mit Butterbrösel“ und „Briocheknödel mit Apfelmus“.
Fazit
Wer Knödel liebt, wird dieses Buch mögen! 39 Rezepte aus mehreren Hundert Jahren versprechen eine köstliche Vielfalt von herzhaft bis süß. Hier finden selbst „Knödelkenner“ noch Neues zum Nachkochen und genießen!

Elisabeth Grabmer, Magdalena Wieser, Katharina Seiser, Brandstätter
Deine Meinung zu »Knödelreich«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!