India Express

Für berufstätige Eltern ist es schwierig jeden Tag eine ausgewogene Mahlzeit auf den Tisch zu bringen. Das hat auch Autorin, Foodstylistin und Rezeptentwicklerin Rukmini Iyer als Kind erlebt. Dennoch schaffte es ihre Mutter immer etwas Leckeres zu zaubern, wobei sie die kulinarische Tradition Indiens mit Rezepten von populären „Kochgrößen“ aus Großbritannien verband. Iyer ist „überzeugt, dass regelmäßige Mahlzeiten mit der Familie wichtig sind“ und hat daher mit der „Roasted Tin“-Reihe Kochbücher verfasst, die One-Pot-Rezepte mit wenig Aufwand und noch weniger Abwasch präsentieren. Bisher sind nur wenige Exemplare dieser Serie auf Deutsch erschienen. Da ist es umso schöner, dass wir uns zusammen mit ihr im „India Express“ auf die eine kulinarische Reise von Kolkata nach Chennai machen können.

Vegetarisch, Vegan und Pescetarisch durch Süd-Indien

In Indien ist das Reisen mit dem Zug sehr populär. Um nicht Hunger zu leiden, werden umfangreiche Lunchboxen gepackt, Mahlzeiten im Speisewagen genossen oder auf die vielen Imbissmöglichkeiten vor Ort zurückgegriffen. Rukmini Iyer ließ sich auf einer Zugfahrt zwischen Kolkata und Chennai von Familienrezepten inspirieren und hat so ein im doppelten Sinne „Express“-Kochbuch geschrieben – Rezepte aus Tamil Nadu und Westbengalen, von Familienreisen inspiriert, die zudem schnell zuzubereiten sind und ganz ohne Fleisch auskommen. Die Gerichte sind meist wesentlich milder als man es aus anderen Teilen Indien kennt. Sie werden teilweise in lediglich einer ofenfesten Form gegart, sind aber im Kapitel „Wochenendküche“ auch umfangreicher und ausgefallener und nur mit mehr Zeitaufwand zu kochen. Neben diesen einzelnen Gerichten werden unter „Menüs“ außerdem Speisefolgen für verschiedene Anlässe, wie etwa „Sonntagsbrunch“ oder „Menü für Familie, Freunde & Kinder“ angegeben.

So bunt, wie Indien

Das Buch ist bunt in den herrlichen Farben Indiens aufgemacht. Lila, gelb, blau, rot, orange und mit schönen Mustern versehen kommen die unterschiedlichen Kapitel daher, die Gerichte aller möglichen Art präsentieren. Diese können traditionell oder neu interpretiert sein, decken aber alle zusammen sämtliche Wünsche nach leckeren Essen und Trinken ab. Vom Snack bis zum Menü ist alles zu finden. Ob die Gerichte vegan, vegetarisch oder pescetarisch sind, ist auf den ersten Blick zu erkennen, genauso die benötigten Zutaten, die in „Hauptzutaten“ und die „Aus dem Vorrat“ eingeteilt sind. Dieser ist im Kapitel „Nützliche Vorräte“ zwar genau erklärt, dennoch ist es ein wenig verwirrend, denn es impliziert, dass man sich erst einmal den angegebenen Vorrat zulegen sollte, bevor man mit dem Kochen überhaupt beginnt. Allerdings dürfte Mehl, Reis, Salz, Öl und so einiges andere auch so in jeder Küche zu finden sein. Anders könnte es bei einigen anderen Zutaten sein, die vielleicht sogar im gängigen Supermarkt nur schwierig zu erhalten sein dürften, wie gelbe Spalterbsen und diverse Gewürze, wie Asant oder Mangopulver. Das Meiste allerdings müsste problemlos zu kaufen sein und so steht dem Genuss nichts mehr im Weg.

Übersichtlichkeit und wunderschöne Fotos fallen auf

Schon beim ersten Durchblättern fällt die Übersichtlichkeit in den Rezepten auf. Vorbereitungszeit und Garzeit werden genauso angegeben, wie die Personenzahl, die von 2 bis 6 Personen variieren kann. Die Zutatenlisten sind meist nicht sehr lang und genauso gut verständlich, wie der Fließtext mit den Kochanweisungen, die manchmal noch durch einen kurzen Tipp ergänzt werden. Bis auf wenige Ausnahmen ist jedes Rezept mit einem wunderbaren Foto versehen, das nicht nur das Gericht zeigt, sondern aufgrund der Präsentation gedanklich nach Indien entführen kann. Dass es für die Autorin ein sehr persönliches Buch ist, erklärt sie in der Einleitung, zeigt es aber auch noch einmal durch viele eingestreute Details und, besonders schön, durch vereinzelte Fotos von Familie und Hund.

Das Abschmecken war ein Problem

Bis jetzt kannten wir die Küche aus dem Süden Indiens kaum. Daher waren wir von der Milde der gekochten Gerichte sehr erstaunt. Chilis und andere scharfe Gewürze werden kaum und wenn, nur gering dosiert gebraucht. Allerdings hatten wir Probleme überhaupt einen ausgewogenen Geschmack an die Gerichte zu bekommen. Zwar gibt die Autorin die benötigten Mengen der Gewürze genau an, doch hat es uns erst nach eigenem Abschmecken wirklich gemundet. Das mag auch daran liegen, dass man die notwendigen geringen Mengen für 6 Personen kaum auf 2 Personen umrechnen kann. Für Anfänger könnte das zum Problem werden. Oder man kocht für 6 und isst 3 Tage lang alles auf oder friert den Rest ein – geht ja auch. Nach dieser kleinen Geschmacks-Herausforderung haben „Mamas pikanter Tomatenreis“, „Lachs mit Kokos & gebackenen Kirschtomaten“, „Senfeier mit Frühlingszwiebeln & Kurkuma“ und der „Süsse Brotauflauf“ wirklich gut geschmeckt.  

Fazit

Mit „India Express“ zeigt uns Rukmini Iyer in einem sehr persönlichen Kochbuch abwechslungsreiche Gerichte, die schnell und meist ohne großen Aufwand herzustellen sind. Wer gerne indische Küche ohne Fleisch kocht, dürfte einige der Rezepte in ihrer Basis vielleicht kennen. Die Milde der Gewürze allerdings macht das ganz Spezielle der Gerichte aus Tamil Nadu und Westbengalen aus, die zudem so schön präsentiert sind, dass man sich ganz nebenbei auch noch nach Südindien träumen kann.