Kindheitserinnerungen werden geweckt
Der Titel dürfte dem ein oder anderen erst einmal ein Fragezeichen ins Gesicht malen: Ibrik – was ist denn das? Zum Glück hilft der Untertitel, „Balkanküche von Bukarest bis Istanbul“, schon mal bei der geografischen Zuordnung und wenige Seiten später erhält man auch die Erklärung, dass Ibrik „ein traditionelles Gefäß aus Kupfer ist, in dem türkischer Mokka zubereitet wird“.
Die regionale Festlegung ist sehr persönlich wie die Autorin Ecaterina Paraschiv-Poirson unumwunden zugibt. Es geht ihr in erster Linie darum, die kulinarischen Freuden zu teilen, die die Menschen hier gemeinsam an den Tisch bringen. Dazu zählen „Mezze“, „Familiengerichte“, „Aus dem Einmachglas“, „Brote und Brioches“, „Desserts“ und „Getränke“. Schon aus der Aufteilung heraus kann man gut erkennen, dass es um bodenständige Gerichte geht.
Jedem Kapitel ist eine kleine Einleitung vorangestellt, deren Hintergrund in markanten Mustern gehalten ist, die ein wenig an die Küchenkittel der Großmütter erinnern. Auch das Cover erinnert an Kindertage, als überall Pril-Blümchen erblühten und wirkt deshalb in der Farbauswahl etwas altbacken.
Die Fotos sind nicht auf Hochglanz poliert und sorgen mit bestickten Decken und handbemalten Schüsseln für eine gewisse Patina, die einen in Urlaubsstimmung verlocken.
Die Rezepte sind strukturiert, konzentrieren sich auf eine Seite, während auf der anderen das Gericht schmackhaft dargestellt ist. Die einzelnen Schritte werden gut unterteilt, so dass der Überblick gewahrt bleibt. Dazu kommen noch zusätzliche Anmerkungen zu typischen Zutaten oder hilfreiche Tipps.
Bodenständig und traditionell
Bei den „Mezze“ wird man schnell für ein kleines Büffet fündig. Uns reizten der „Kaviar aus weißen Bohnen“ und die „panierten Zucchini“, die auch in der Kombination wunderbar schmeckten. Man sollte aber generell auf die Mengen achten, da diese teilweise sehr großzügig ausgelegt sind. Neben altbekannten Speisen wie dem „Bauernsalat“ findet man aber auch innovatives: „Rote-Bete-Salat mit Zitrone“ oder den „gebratenen Halloumi mit kandierter Zitronenschale“. Solch kleine Gerichte kann man problemlos schnell zubereiten. Bei den üppigeren Familiengerichten sieht das anders aus.
Der „Pastitsio – Griechische Nudelauflauf“ braucht schon viel Zeit bei der Zubereitung, weil es einige Zwischenschritte zu beachten gilt, bevor er im Ofen überbacken wird. Das Ergebnis lohnt den Aufwand. Andere Gerichte wie beispielsweise das „Hähnchen-Gulasch“ können gut vorbereitet werden.
Der „Wolfsbarsch mit den würzigen Kartoffeln aus dem Ofen“ oder der „Fischauflauf mit kleinen Nudeln“ sind herrlich geeignet, wenn Familie oder Freunde zu Besuch kommen.
Die Mengenangaben sollten zuvor geprüft werden, weil sie manchmal nicht stimmen, z. B. beim „Kichererbsen-Hummus“, für das 750ml Sonnenblumenöl verwendet werden sollen, was eher 75ml sein müssten. Erfahrene Köche werden diese Fehler schnell erkennen, für Anfänger könnte es schwieriger werden.
Leckeres Backwerk
Die Kuchen sind leckere Klassiker wie „Schokoladenkuchen mit flüssigem Kern“ oder „gedeckter Apfelkuchen“. Da kann man kaum etwas falsch machen, was für den Koch ebenfalls eine Sicherheit bedeutet.
Das „Bauernbrot“ wird praktischerweise in einer Quicheform gebacken und geht schön fluffig auf. Das „Maisbrot“ isst man normalerweise nicht als Beilage, aber verkehrt ist es auch nicht.
Fazit
„Ibrik“ ist kein modernes Kochbuch, aber sehr solide und mit einer Vielzahl an Rezepten, die sich gut dafür eigenen, wenn das Haus voller Gäste ist. Aufgrund manchmal unlogischer Mengenangaben sollte man die Angaben besser nochmal nachprüfen.
Ecaterina Paraschiv-Poirson, Knesebeck
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