Georgien
- Christian
- Erschienen: Oktober 2023
- 0
Bodenständiges aus Georgien.
Georgien, das kleine Land zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer, ist ein noch weitgehend unbekannter Teil der Erde. Das will Darina Beridze jetzt ändern und stellt uns deshalb ihr Heimatland in einem kurzen Überblick in der Einleitung, einigen Porträts und vor allem durch zahlreiche „kulinarische Schätze“ vor. Vielleicht macht sie mit dieser schönen Mischung Lust darauf, die Kultur, die Menschen und das Land näher kennenlernen zu wollen.
Einfache Alltagskost
Wer komplizierte Gerichte mit viel Raffinesse sucht, ist in Georgien fehl am Platz. Die Küche ist geprägt durch herzhaftes Alltagsessen, das auch vegetarisch sein kann. Wenn Fleisch vorkommt, sind es nicht Filet oder Steak, sondern die Stücke der Hausmannskost. Es gibt Bohnen, Gemüse aber vor allem jede Menge Käse und Walnüsse. Gewürzt wird mit Chilis, vielen Kräutern und Knoblauch. Leider dürften gerade bei den Kräutern nicht alle auch bei uns problemlos zu erhalten sein. Ich denke da an Schabzigerklee, eingelegte Pimpernussblüten oder gemahlene Ringelblumen. Auch der verwendete Käse ist eher lokal, aber bei einigen Rezepten sind auch gängige Alternativen angegeben. Dennoch fallen ein paar Gerichte aus diesen Gründen flach, wie „Borano“ - „Aserbaidschanischer Käse mit Butter“ - oder die Chilipaste „Adschika“. Auch muss ich zugeben, dass mich manche Gerichte schon aufgrund ihres Erscheinungsbildes wenig angesprochen haben. Die „Kohlrabiblattsuppe mit Reis von der Oma“ - „Bebos Pkhali mit Reis“ -, der „Grüne-Bohnen-Eintopf von Tante Esma“ - „Malachto Lobio“ - oder „Die Bohnensuppe im Tontopf“ - „Lobio Qotanschi“ - gehören dazu. Doch wird man vielleicht gerade bei diesen Gerichten durch ein ungeahnt hervorragendes Aroma überrascht.
Ein sehr schönes Layout erwartet uns
Die Gestaltung des Buches ist der Autorin wirklich wunderbar gelungen. Die Rezepte sind sehr liebevoll präsentiert und ihre Namen werden vor allem auch in Georgischer Schrift angegeben. Das können wahrscheinlich nur die wenigsten lesen, jedoch finde ich, dass dies zu einem Nationalitäten-Kochbuch einfach dazu gehört. Genauso, wie die kurze Einleitung zum Gericht, die dieses erklärt und vielleicht den Hintergrund, warum es im Buch erscheint, nennt.
Sehr schön ist auch, dass man Personenzahl und vor allem die Zubereitungszeit sofort erkennt. Die Zutatenliste ist meist kurz, nur viele benötigte Gewürze können sie schon einmal etwas länger werden lassen. Die Zubereitung ist in einem gut verständlichen Fließtext gefasst, der manchmal durch kleine Tipps ergänzt wird. Auf ganzseitigen Fotos hat Fotografin Anna Bogush nicht nur das Gericht abgebildet, sondern auch viel von der georgischen Atmosphäre. Die bekommt man durch große Landschafts- oder Küchenaufnahmen noch ausgiebiger mit, die in das Buch eingestreut sind und das ländlich geprägte Land und seine Leute zeigen, die durch kurze Porträts von z.B. einem Bäcker oder Winzer noch intensiver vorgestellt werden.
Enttäuschung macht sich dennoch breit
Ich war sehr gespannt auf die „beste Küche Osteuropas“ und das steigerte sich noch als ich das Kochbuch durchblätterte. Die Alltagskost eines Landes zeigt sehr viel vom Leben dort und gerade bei einem, das ich noch nicht bereist habe, bin ich da immer sehr neugierig. Doch leider hat uns die Georgische Küche nicht wirklich zugesagt. Viele Gerichte unterscheiden sich nur durch kleine Details. Walnüsse und Käse scheinen allgegenwärtig – man sollte beides also unbedingt mögen.
Wir haben uns als erstes für „Fenowani Khachapuri“ - „Blätterteig-Käse-Taschen“ - und „Imeruli Khachapuri“ -„Imeretisches Käsebrot“ - entschieden, wobei letzteres mit den alternativen Käsen zubereitet werden musste, da die originalen einfach nicht zu erhalten waren. Beide Gerichte erhalten den Geschmack nur durch die Käse (Feta und Mozzarella) und schmecken damit relativ uninteressant. Genauso erging es uns mit den „Soko Kecze“ -„Überbackenen Pilzen mit Mozzarella“ -, die neben Mozzarella nur noch Salz und Pfeffer als zusätzliche Würze erhielten. Danach machte sich schon ein bisschen Enttäuschung breit, die auch nach den recht eintönig schmeckenden „Khinkali“ - „Georgischen Teigtaschen mit Hackfleischfüllung“ - nicht weg ging. Wir entschieden daher, nichts anderes mehr zu probieren, doch ist das mit dem Geschmack ja eine sehr individuelle Angelegenheit und daher kein ein K.O.-Kriterium für ein Kochbuch. Auch wenn es uns nicht so gemundet hat, sind wir auf jeden Fall neugierig auf das Land hinter den kaukasischen Bergen geworden!
Fazit
Ein sehr schönes Kochbuch, das Kulinarik, Land und Leute vorstellt. Einfache Hausmannskost, gepaart mit wunderbaren Fotos laden nach Georgien ein. Manche Zutat könnte zum Problem und aromaverwöhnte Gaumen könnten enttäuscht werden, aber versuchen Sie es selbst und kochen Sie „Kulinarische Schätze aus der besten Küche Osteuropas“!
Darina Beridze, Christian
Deine Meinung zu »Georgien«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!