Genussvoll vegetarisch

Zum englischen Starkoch Yotam Ottolenghi braucht man fast nichts mehr zu sagen und zu einem Kochbuch, das seit 2011 auf dem deutschen Markt ist und mittlerweile die 24. Auflage (!) hat, eigentlich auch nichts. Doch nicht immer scheinen viele Auflagen auch eine Garantie für ein wirklich brauchbares Kochbuch zu sein.

„Mediterran, orientalisch, raffiniert“

So ist der Untertitel – also ein typisches Kochbuch des israelisch-stämmigen Autors, der gerne vielfältige Gewürze einsetzt und sagt, dass ein Gericht nie gleich schmeckt. Das dürfte auch bei den Rezepten des vorliegenden Buches der Fall sein. Es werden wieder einmal große Mengen an unterschiedlichen Gewürzen, Kräutern, Ölen und sonstigen Zutaten gebraucht, die schon bei der minimalsten Abweichung, in den zumeist nur sehr kleinen benötigten Mengen, ein anderes Geschmackserlebnis zur Folge haben. Doch gerade die benötigten Zutaten sind ein Nachteil des Buches. Es bleiben große Mengen übrig oder man bekommt sie vielleicht sogar nicht einfach im Supermarkt. Hier macht sich der Einfluss des Starkoches bemerkbar, der eben raffinierte (manchmal sogar komplizierte) Rezepte anbietet, die „normalen“ Kochkünsten doch viel abverlangen.

Sortiert nach Hauptzutat in einem minimalistischen Layout

Das Layout könnte man höchstens als minimalistisch bezeichnen, doch wenn man die sehr liebevoll präsentierten Rezepte in anderen (selbst wesentlich günstigeren) Kochbüchern kennt, ist man von diesem einfach nur enttäuscht. Alles ist in einer Schriftart gehalten, ohne jedes auch noch so kleine schmückendes Detail. Die mitgelieferten Fotos sind von gewohnt hoher Qualität, doch längst nicht jedes Gericht hat auch eines. Sortiert sind die Rezepte nach Hauptzutat, wie „Wurzeln“, „Pilze“ oder „Pasta, Polenta & Couscous“. Es gibt warme und kalte Speisen, manche kann man als Hauptgericht essen, andere sind als Beilage gedacht. Die Vielfalt von vegetarischen Nahrungsmitteln ist mit verschiedenen Gemüsen, Hülsenfrüchten, Käse, Obst und eben Pasta & Co gegeben. Jedoch muss man meist viel Zeit investieren, um dann auch die Ergebnisse genießen zu können. Für eine alltagstaugliche Familienküche sind die Rezepte eindeutig weniger oder gar nicht geeignet.

Das brauche ich alles?

Schon beim Durchblättern fallen die meist sehr langen Zutatenlisten auf. Selbst für ein simples Couscous braucht man 15 verschiedene Zutaten! Und wer nicht Erdnussöl, Palmzucker oder Verjus zu Hause hat, muss erst einmal auf die Suche gehen. Die angekündigte Raffinesse liegt also wohl in den Zutaten. Die Zubereitung selbst ist in einem Fließtext angegeben, der (zum Glück) nicht gleich die Zubereitungszeit nennt, die manchmal ganz schön lang sein kann. Wir haben uns dennoch an das „Zitronen-Auberginen-Risotto“, „Itamars Bulgurpilaw“ und die „Safrantagliatelle mit Gewürzbutter“ gemacht. Geschmeckt hat alles, doch wirklich raffiniert fanden wir die Gerichte nicht.

Fazit

„Genussvoll vegetarisch“ konnte mich mit seinem sehr minimalistischen Layout und seinen wenig alltagstauglichen Rezepten leider nicht überzeugen. Nur wer bereit ist, Zeit und Geld für eine ganze Menge an Zutaten zu investieren, könnte hier begeistert fündig werden.