Gemüse ohne Gift
- Südwest
- Erschienen: November 2019
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Mit aufwändigen Rezepten zum gesünderen Darm
Lektine – für viele ein völliges Fremdwort. Für Dr. Steven R. Gundry sind diese Pflanzenstoffe die Ursache für viele Darmerkrankungen sowie für Gewichtszunahme. Lektine sind Eiweiße, die in den meisten Gemüsesorten vorkommen und dort ganz unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Er argumentiert, dass aufgrund der schnellen Evolution unserer Essgewohnheiten (neu entdeckte essbare Gemüsesorten, andere Zubereitung, industrielle Fertigung) unsere Darmflora nicht „mithalten“ kann und somit unverdaute Endprodukte den Darm belasten. So soll eine lektinfreie Küche zu einer gesünderen Ernährung führen. Dies wird ausführlich auf den ersten 80 Seiten abgehandelt, bevor es an die Gerichte geht.
Die Rezepte sind gut beschrieben, doch die einzelnen Zutaten in herkömmlichen Supermärkten zu bekommen, stellt eine große Herausforderung dar. Exotische Zutaten wie Tapiokastärke oder Pfeilwurzelmehl ist selten zu finden und im Internet teuer zu bestellen. Dennoch konnte ich drei Rezepte ausprobieren.
Viele Zutaten, guter Geschmack
Zuerst versuchte ich mich an der „Sommerrollen-Bowl“, die sehr einfach zuzubereiten war. Zuerst werden Zwiebeln mit Knoblauch und Ingwer angebraten, dann Garnelen oder Quorn hinzugegeben und schließlich der Kohl und Brokkoli hinzugegeben. Wenn alle Zutaten gar sind, wird mit einer Kokos-Aminos-Würzsoße und Sesam angerichtet und fertig ist der Genuss.
Anschließend wurde die „Burrito-Bowl“ ausprobiert. Trotz der sehr langen Zutatenliste gab es alle Komponenten im Supermarkt. Zuerst bereitet man Blumenkohlreis zu und lässt ihn etwas abkühlen. Währenddessen wird wieder verschiedenes „lektinfreies“ Gemüse angebraten sowie Quorn erwärmt und anschließend alles mit Guacamole und Ziegenmilch-Cheddar in einer Bowl drapiert.
Zu guter Letzt testete ich die „Brokkoli-Kroketten“, für diese benötigt man neben Weidehuhneiern auch Maniokmehl, Yaconsirup und Mandelmehl. Das Rezept ist zwar verständlich erklärt, war aber schwierig umzusetzen. Das Verhältnis von Trockenmasse zu Feuchtigkeit ist nicht aufgegangen, womit die Brokkolikroketten eher zu Brokkolihäufchen geworden sind. Geschmacklich sind sie allerdings sehr lecker.
Man muss jedoch bedenken, dass all die exotischen „lektinfreien“ Zutaten und Mehle meist aus fernen Ländern importiert werden müssen, was einerseits eine sehr schlechte Ökobilanz bedeutet und andererseits die These infrage stellt, dass sich die Essgewohnheiten nur zu schnell entwickelt haben und wir fremde Kost nicht gewohnt sind. Als Beispiel hierfür wird im Buch die Entdeckung Amerikas genannt, die natürlich viele exotische Zutaten nach Europa brachte; aber sollte man sich dann nicht eher auf die ursprünglich einheimischen Zutaten und Zubereitungsarten besinnen? Sicherlich gibt es beim Thema Ernährung besonders viele verschiedene Ansichten und Wahrheiten. Letztlich muss jeder selbst entscheiden, was für sich und seinen Körper am besten funktioniert, da auch jeder Körper anders reagiert.
Fazit:
Alles in allem ist dies sicherlich ein gutes Kochbuch für Menschen mit chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, die besonders auf schonende Kost achten müssen. Bei gesunder Darmflora ist wohl infrage zu stellen, ob man seine Essgewohnheiten so streng einschränken und auf all die leckeren Gemüse verzichten möchte.
Steven R. Gundry, Südwest
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