Fifty Shades vom Huhn

Schon in der Einleitung kann die erfahrene Sub mitleiden. Nämlich dann, als das Huhn seine verzweifelte Situation erkennt und sich den Kühlschrank zunächst mir einem saftigen Schinken teilen muss, der auch später noch sein Fett abkriegt.

Als der dominante Koch es schließlich in die Hände bekommt, macht er dem Huhn sofort klar, wer hier das Sagen hat.

"... Diese Küche ist mein Reich. Wenn ich mich ans Werk mache, muss ich alles unter Kontrolle haben."

Zu raffiniertem und anregendem Bildmaterial werden schlüpfrige Rezepte für das zarte Geflügel angeboten, die einen nur noch devot stauen lassen.

Beim gefesselten Salbeihuhn findet sich folgende Einführung:

"[...] Das fesseln eines Hühnchens verspricht große Befriedigung. Das Huhn begreift nicht nur wer das Sagen hat, die Fesselung sorgt auch dafür, dass es exakt den gewünschten Zustand erreicht: gleichmäßig feucht und zart. Das Verschließen der Höhlung sorgt zudem dafür, dass die sich dort sammelnden Säfte nicht vorzeitig hervorquellen können, sondern erst, wenn Sie dazu bereit sind. [...]"

In der Einleitung wird das Huhn auf die Fesselung vorbereitet. Es lernt, sich den Fesseln "anzuvertrauen".

[...] "Vertraust du mir", raunt er. "Ja..." So ganz stimmt das nicht, und mein Puls beginnt zu rasen. "Gutes Mädchen. Hast du irgendeine Vorstellung davon, was ich gleich mit dir machen werde?" sagt er und streichelt dabei meine angehobene Brust mit eine Rolle 16-lagiger Schnur. Die Berührung durch diesen Naturfaden wirkt ganz furchtbar erregend. Meine tiefsten, ganz dunkelsten Teile krampfen sich auf das köstlichste zusammen. "Nein", flüstere ich. "Nein - was?" fragt er drohend. "Nein, Küchenmeister." [...]

Ich habe mich köstlich über diese Vorstellung amüsiert!

Man merkt, dass hier Sub und Dom gut zusammen agieren. Beide bekommen das was sie brauchen und wollen. Das Huhn will gestopft werden und der Koch lässt es zappeln. Das Alltägliche wird zum Außergewöhnlichen. Meisterhaft.

Ach ja, da war doch noch was...?
Richtig, die Rezepte :-)
Wer sich von der Lektüre zwischen den Zeilen anregen lässt, wird beim nachkochen der Rezepte wahrlich einzigartige Befriedigung finden. Vorausgesetzt, man mag Hühnchen und es tut einem nicht leid, es zu schnüren, es schmoren zu lassen oder es unbarmherzig mit Sahne zu begießen.

Fazit:

Wer Fifty Shades of Grey verfallen ist, wird Fifty Shades vom Huhn lieben.