Christmas at the Palace

Nachdem uns Carolyn Robb mit „Royal Teatime“ die britischen Köstlichkeiten zum Afternoon-Tee gezeigt hat, präsentiert die „langjährige Köchin der britischen Royals“ nun Traditionelles, was in Großbritannien bestimmt nicht nur bei „Königs“ in der Adventszeit auf den Tisch kommt.

Und was essen wir mittags?

Der Titel impliziert, dass weihnachtliche Rezepte vorgestellt werden, was auch zutrifft. Jedoch muss man erstaunt feststellen, dass es kein einziges für eine Hauptspeise gibt. Snacks, Frühstück und Brunch, Drinks, Süßes und sogar kulinarische Geschenke und Eingemachtes werden vorgestellt, vom unvermeidlichen Nachmittagstee ganz zu schweigen. Doch was bei den britischen Nachbarn traditionell zum Hauptgang auf den Tisch kommt, erfährt man nicht. So sind die 50 Rezepte eher in der Adventszeit anzusiedeln, es sei denn man will es an den Feiertagen einmal mit einem Brunch oder einem ausgedehnten Afternoon-Tee statt einem deftigen Mittagessen versuchen.

50 Rezepte, die Vorfreude auf das Fest bringen

Obwohl man auf Gerichte, wie einen Roast mit Beilagen verzichten muss, hat man noch 50 andere Leckereien zur Auswahl. Diese decken wirklich das ganze Spektrumvon süßen und herzhaften Versuchungen über weihnachtliche Drinks bis hin zu kleinen Geschenken ab. Man findet die traditionellen Mince Pies ebenso, wie Mini-Panettoni oder einen „Victoria Sandwich Cake“.

Für Kinder kann man u.a. Zuckermäuse, Baiser-Schneeflocken oder einen Weihnachtskranz aus Lebkuchenmännern machen. Zum Frühstück, Brunch oder als Snack werden z.B. „Truthahnbraten-Räucherschinken-Sandwich mit Cranberry-Sauce“, „Mini-Frittatas mit Tomaten und Ziegenkäse, dazu Guacamole“ oder „Gemüsepäckchen im Speckmantel“ gereicht. Dazu kann man „Scotch Coffee“, „Fleurissimo“, „Champagner-Cocktail mit Erdbeerlikör und roten Johannisbeeren“ oder einen der anderen gezeigten Drinks genießen. Und als süße Versuchung gibt es vielleicht die „Pavlova-Krone mit gemischten Beeren“ oder die „Brandy Snaps mit Maronen- und Schokoladen-Füllung“. Carolyn Robb hat wirklich an alles gedacht. Vor allem die essbaren Geschenke, wie z.B. die „Scharf-süße Nuss-Knabbermischung“, die aromatisierten Meersalze oder die „Blauschimmelkäse-Walnuss-Cracker“ sind wirklich gute Ideen. Und die diversen Marmeladen, Relish und Chutneys schmecken bestimmt auch außerhalb der Weihnachtszeit gut. Jedoch muss man zugeben, dass die meisten Rezepte ein wenig Erfahrung und vor allem Zeit benötigen. Wer von beidem nur wenig besitzt, dürfte nur an wenigen Rezepten Freude haben.

Ein Augenschmaus!

Ganz nach gewohntem Muster hat Carolyn Robb die Rezepte wieder einzelnen Schlössern oder Palästen zugeordnet und unterstreicht damit einmal mehr ihre Vergangenheit als royale Köchin. Sie bringt uns aber auch britische Traditionen zur Weihnachtszeit näher, wie etwa das Essen von 12 Mince Pies pro Person, damit es im nächsten Jahr 12 glückliche Monate werden oder die Vorfreude der Kinder auf gut gefüllte Weihnachtsstrümpfe und natürlich die Geschichte um den ersten Weihnachtsbaum im königlichen Zuhause.

Das Ganze ist in ein wunderbares Layout gepackt, das, mit den hoch professionellen Fotos von John Kernick ergänzt, ein Augenschmaus ist. Es macht Freude einfach nur durch das Buch zu blättern und sich inspirieren zu lassen. Dabei werden die Rezepte selbst in einem Fließtext erklärt, während die Zutatenliste detailliert und übersichtlich ist. Was benötigt wird, dürfte in jedem gut sortierten Supermarkt zu erhalten sein und die zu jedem Rezept mit gelieferte Fotografie zeigt den optimalen Endzustand. Der – das muss ich leider zugeben – nicht unbedingt der heimischen Realität entsprechen muss, denn wer kann es bei der teilweise sehr aufwendigen Präsentation, die oft ein Teil des Gerichtes ist, schon mit der Profiköchin des englischen Königshauses mithalten?

Weihnachten im Herbst 

Bei der Durchsicht war uns klar, wir testen schon jetzt einmal für Advent und Weihnachten vor. Und so gab es bei uns den „Alkoholfreien Apfel-Granatapfel-Punsch“, dazu die „Ziegenkäse-Blätterteig-Sterne mit halbgetrockneten Tomaten und Pesto“ und die „Rostini mit Räucherlachs und Schnittlauch-Crème-Fraîche“. Zum Nachmittag haben wir dann noch eine „Tipsy Tart mit Früchten“ genossen. Alles hat lecker geschmeckt und wird vielleicht, zusammen mit einigen anderen Gerichten, zu den Adventsonntagen noch einmal gereicht. Was ich aber auf jeden Fall noch ausprobieren werde, sind das „Tomaten-Paprika-Relish“ und das „Weihnachtliche Birnen-Gewürz-Chutney“, das ich aber gemäß dem oft mitgelieferten Profi-Tipp mit Aprikosen zubereiten werde.

Fazit

50 weihnachtliche Rezepte werden in einem wunderschönen Layout und mit appetitanregenden Fotos präsentiert. Die Köstlichkeiten sind abwechslungsreich und vielfältig, allerdings fehlen Hauptgerichte komplett. Zudem verlangen die meisten Rezepte zumindest etwas Erfahrung und vor allem Zeit. Doch wer bereit ist diese zu investieren, wird mit britischen Köstlichkeiten belohnt, die für jeden Geschmack etwas zu bieten haben dürften.