Absinth

  • Helvetiq
  • Erschienen: Mai 2023
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Absinth
Absinth
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Carola Krauße-Reim
551

Kochbuch-Couch Rezension vonJul 2023

Praktikabilität

Die mitgelieferten Rezepte sind sehr anspruchsvoll

Ausstattung

Umfassende Informationen in sehr gut aufbereitetem Layout. Dazu stimmungsvolle Fotos. Nur eine Vorstellung der Autorin und der Fotografin fehlt

Absinth ist ein flüssiger Mythos

Absinth gehört (noch) nicht zu den gängigen Alkoholika und dennoch dürfte er vielen ein Begriff sein. Als Getränk der französischen Bohème wurde er bekannt, berüchtigt aber wurde sein Genuss wegen des angeblichen gesundheitlichen Risikos. Das führte 1915 zum Herstellungsverbot. Erst 2001 wird das Verbot in Frankreich aufgehoben, wo das Getränk ab 2011 auch offiziell wieder Absinth heißen darf. In der Schweiz, seinem Ursprungsland, ist die Legalisierung des Absinths ab 2005 wieder in Kraft. Was sich während der Prohibition des Absinths allerdings abspielte, machte ihn zum Mythos.

Ein sehr persönliches Buch

Leider erfahren wir keine Hintergrundinformationen zu Autorin Tania Brasseur und Fotografin Tamara Berger. Es ist immer schön zu wissen, wer eigentlich schreibt und fotografiert, auch um die Arbeit besser einordnen zu können. Doch darauf müssen wir leider gerade dieses Mal verzichten, obwohl Tania Brasseur ein sehr individuelles Buch abliefert. Sie beschreibt ihre mehrfachen Reisen ins Land des Absinths auf ansprechend persönliche Art und lässt uns an ihren Gedanken und Erlebnissen teilhaben. Gerade ihre Begegnungen mit Herstellern, Zeitzeugen und ihre vier sehr unterschiedlichen Verkostungen machen den persönlichen, fast schon intimen Charakter des Buches aus.

Umfassende Informationen interessant erzählt ...

In einem oft sehr humorvollen Ton geht Brasseur alle Informationen an, die beim Thema Absinth wichtig sind. Wir begleiten sie durch das legendäre Val de Travers im Schweizer Jura und in die Absinth-Hauptstadt Pontarlier im benachbarten Frankreich und erfahren alles über die Zusammensetzung des Absinths und das Thujon im Wermut, das vordergründig zum Herstellungsverbot führte.

Sie berichtet von Besuchen bei Bauern, die Wermut und andere benötigte Kräuter anbauen, welche heute wieder eine offizielle Rolle im Tal spielen dürfen. Und sie trifft Hersteller, die ihren Ursprung nicht selten in der Schwarzbrennerei während des Verbotes haben. Ihre Rezepte sind streng geheim und ähnlich wie beim Gin, eine Mischung aus Wermut und anderen unterschiedlichen Botanicals, wie Beifuß, Ysop, Pfefferminze und Zitronenmelisse.

Vor allem aber erzählt Brasseur die dramatische Geschichte des Absinths – von den Anfängen im Val de Travers bis hin zur heutigen Vermarktung, wobei gerade die Zeit des Herstellungsverbotes, als im Val de Travers die Alambik zur Destillation in allen möglichen Verstecken standen, den Mythos des Getränkes ausmacht. Und natürlich die Verwandlung des grünen, weißen oder leider auch bunt eingefärbten Absinths in die grüne Fee, die sich in Schlieren im Glas zeigt, wenn Eiswasser langsam in den konzentrierten Absinth rinnt und den Aperitif zu einem ganz besonderen Erlebnis macht.

Diese ganzen Informationen sind aber alles andere als trocken zu lesen. Die Autorin schlägt einen sehr unterhaltsamen Ton an, erzählt Anekdoten und stellt immer wieder Personen vor, die sehr interessant und abwechslungsreich erzählen können und schafft es so, die Lektüre nie langweilig oder zäh werden zu lassen.

… und wunderbar präsentiert

Alle Informationen werden zudem in einem sehr ansprechenden Layout präsentiert. Immer wieder zeigt sich die Verbindung des Absinths mit dem Jugendstil. Kleine Schnörkel rahmen die Seitenzahlen ein oder umschließen Artikel mit speziellen Informationen und meist in grün gehaltene Zeichnungen ergänzen den Text.

Aber vor allem die Fotos von Tamara Berger vermitteln das gewollt Mystische des Getränkes. Sehr stimmungsvoll zeigen sie, manchmal sogar doppelseitig, Details aus dem Val de Travers, wobei aber leider die Ortsangaben fehlen. Doch bemooste Steine, Wasserfälle oder trocknende Kräuter entführen auch so in ein scheinbar märchenhaftes Tal, das zum Träumen anregt. Fotos von sehr pittoresken Brennereien, heimeligen Gaststuben und immer wieder kleine Details zu allem möglichen was mit Absinth zu tun hat, tun ihr Übriges. Dazu kommen historische Abbildungen, die in die Zeit der Entstehung des Getränks oder des Verbotes führen. Schon ein Durchblättern des Buches wird so zum Genuss und regt den Wunsch an, einen Absinth in dem sagenhaften Tal zu genießen. Bis dahin kann man vielleicht eines der sechs mitgelieferten Rezepte ausprobieren, die natürlich alle Absinth enthalten, allerdings aus der gehobenen Küche kommen, was sie nicht gerade einfach nachzukochen macht.

Auf ins Val de Travers

Pontarlier und das Val de Travers sind eng mit dem Absinth verbunden. Es gibt das Museum „Maison de l‘Absinthe“ in Motiers und natürlich zahlreiche Möglichkeiten die ganz unterschiedlichen Absinths zu kosten. Die „französich-schweizerische Absinthroute“ führt zu interessanten Orten, die man entweder zu Fuß oder mit dem Auto erreichen kann. Und natürlich gibt es die zahlreichen Brennereien ohne die es den Absinth nicht geben würde. Brasseur stellt alles das vor, lädt mit ihrem Buch damit auch ein, Portalier und das Val de Travers zu besuchen und macht Lust auf einen Kurzurlaub im Land der grünen Fee.

Fazit

Die grüne Fee wäre von diesem Buch begeistert! Autorin Tania Brasseur informiert umfangreich, sehr kurzweilig und in einem wunderbaren Layout über den Absinth – den Mythos unter den Alkoholika. Fotografin Tamara Berger ergänzt den Textteil mit stimmungsvollen Fotos, die gekonnt das Thema Absinth aufgreifen und das Mystische des Getränkes und die Atmosphäre im Val de Travers vermitteln. Wer Absinth kennt, lernt garantiert noch etwas dazu und wer neu in das Thema einsteigt, wird nach der Lektüre unbedingt die grüne Fee probieren wollen!

Absinth

Tania Brasseur Wibaut, Helvetiq

Absinth

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