Der Tortentester

Film-Kritik von Carola Krauße-Reim (08.2021)

Wenig Handlung in zuckersüßer Umgebung

Der Kleinkünstler und Filmemacher Erwin Grosche wurde 1955 in Anröchte als Sohn eines Bäckers geboren und besuchte in Paderborn das Gymnasium –schon hat man die zwei Hauptzutaten zu diesem Film serviert bekommen.

„Der Mann, den die Bäcker fürchten“

Grosche widmet sich mit Vorliebe den süßen Genüssen – Torten und Kuchen werden oft von ihm thematisiert. In „Der Tortentester“ mimt er einen solchen, der die Paderborner Bäcker und Konditoren aufsucht und sich von ihnen ihr Lieblingsgebäck zeigen lässt, um das dann natürlich „hochwissenschaftlich“ zu verkosten. Auf diese Art lernen wir u.a. Schokotorte, Holländische Kirschtorte und Apfelkuchen mit ganz anderen Augen zu betrachten. Untermalt ist das Ganze teilweise mit Vokalgesängen oder Liedern des Hauptdarstellers.

Tiefsinnige Gedanken zum Beruf des Tortentesters können wir in Gesprächen mit seinem Lehrling erfahren. So warnt er vor dem unvorbereiteten Genuss von Mohnkuchen, der den Esser auf die schwarze Seite des Lebens ziehen könnte. Dass zu viele Torten und Kuchen zu einem vorzeitigen Ableben führen können, der Beruf des Tortentesters also eine enorm aufopferungsvolle Tätigkeit für die Allgemeinheit ist, das zeigt der Beginn des Films: Der Sarg des Tortentesters wird unter Mehlwolken und Wehgeschrei der Bäcker zu Grabe getragen. In einer Kurz- und einer Langfassung werden im Film die letzten Tage des Bedauernswerten nachvollzogen, der auch nicht davor scheute „Torten an ungewöhnlichen Orten“ zu testen, wie einem Fitnessstudio oder in einer Kirche, ja sogar im Gehege von (Kampf)Hühnern.

Nur für Fans von Erwin Grosche zu empfehlen

„Der Tortentester“ ist kein Film im herkömmlichen Sinn. Hier wird nicht kontinuierlich eine Geschichte fortgesetzt, sondern in kleinen Kapiteln gehandelt. Natürlich ist Erwin Grosche der Dreh- und Angelpunkt, alle anderen (außer vielleicht den Torten) sind Statisten.

Das birgt eine Gefahr, denn wenn man den Humor des Hauptdarstellers nicht mag, haben die beiden Filme keine Chance und auch das Bonusmaterial, in dem es z.B. um das berühmte Paderborner Brot geht, nicht. Die Seitenhiebe auf die unzähligen TV-Kochshows und Lebensmitteltest-Sendungen sind jedenfalls kaum zu übersehen und sehr kalorienreich und geschmackvoll mit viel Geschmatze in Szene gesetzt. Die Spaziergänge mit seinem wissensdurstigen Lehrling erinnern an die berühmten Märchen der Gebrüder Grimm und lassen den Zuschauer teilhaben an tiefschürfenden Gedanken, Warnungen und wichtigen Hinweisen – denn der Beruf eines Tortentesters ist kein leichter!

Fazit

„Der Tortentester“ ist mehr Klamauk als Film. Für Fans von Erwin Grosche bestimmt ein Hochgenuss (ganz ohne Kalorien), für alle anderen eher nicht zu empfehlen. Diese sollten vielleicht lieber selber zum Tortentester werden - doch Vorsicht – unterschätzen Sie nicht die Gefahren dieses Berufes!

"Der Tortentester" DVD kaufen bei amazon.de

Fotos: © Tacker Film